Die Marie

In Sachen der aufständischen Salpeterer wurde am 24. September 1745 der, zu den Ruhigen. gehörende, Josef Ebner aus Segeten vernommen. Er gab zu Protokoll: "Maria Huber, des Gaudhans Weib, lauft schon zwei Jahre lang wegen dem rebellischen Handel hin und wider , bei Tag und Nacht, im Lande herum und bringt den Salpeterern falsche Kundschaft. Sie geht mit ihrem lästerlichen Maul bald in dieser, bald in der anderen Einung, bald in jener, bald in. einer anderen Gemeinde herum. Sie hat sich mit ihrem boshaften Maul in alles eingemischt. Sie habe viele Leute, junge und alt, verführt. Kommt sie aus der Kirche, habe sie schon wieder mit ihren Schimpfereien zu tun."

So wird sie dargestellt, die Marie Wasmer geborene Huber, die Frau des Hans Wasmer, genannt der Gaudihans. Hatte man 1957 den Gaudihans zur Figur der St.Blasier Fasnet gewählt, so wär es richtig, ihm auch die Marie zur Seite zu stellen, denn, die beiden ergänzen sich doch in ihrer Aufgabe, zur Fasnet alles etwas ans Tageslicht zu ziehen und zu sagen, was man sich in den übrigen vier Jahreszeiten nicht zu sagen trauen würde.

Schelmisch schaut die hölzerne Maske der Gaudmarie drein, hintersinnig, man weiß nicht so recht, fängt sie gleich an zu lachen oder zu schimpfen.

Bei der Erstürmung des Rathauses am "Schmutzige Dunstig" hat sie eine wichtige Aufgabe und auch beim Gaudigericht am Fasnetsmäntig. Sie muß ihren Hans immer wieder zu seinen Taten antreiben. Oft treibts ihn eher in Wirtshaus als zur Politik und da steht die Marie parat und weist den Mann zurecht. So ruft sie bei der Erstürmung des Rathauses:

"Hör uf mit dine große Rede ! Du bisch un blibsch en Narr en blöde ! I han's jo gwüßt: De machsch blos Sprüch: Du bisch no allewil de Gliich !"


Oder gegen die Obrigkeit aus dem Rathaus:
"Mer dreschet druff, bis kein meh murrt: D' halunke furt - d' Halunke furt !"

Auch beim Gaudigericht am Fasnetsmontag ist die Marie mit ihren deftigen Sprüchen dabei. So kommt nach jeder Verurteilung ihr Spruch:
"Männli gell, dir hemer gwunke ! De ghörsch halt au zue de Halunke !"

Auch das Wort "Halunke" für die Obrigkeit ist geschichtlich überliefert, Die Salpeterer-Rebellen nannten alle, die nicht mit ihnen waren so.

Im übrigen wurde zwischen den Klostertreuen und den Rebellen mit den "Ruhigen" und den "Unruhigen" unterschieden. Es ist nicht bekannt, ob die Marie beim Tod ihres Mannes im Jahre 1747 noch lebte. Erwiesen ist, daß beider Sohn Josef auch zu den Salpeterer-Rebellen gehörte. Als im Oktober 1755 die 112 Salpeterer im ganzen Hauensteiner Land zusammengetrieben und in. Ketten ins ungarische Banat deportiert wurden, da wurde auch der Sohn Josef Wasmer verhaftet und mit mehreren anderen anderen jungen Burschen als Rekrut außer Lande gebracht. Mit diesem Gewaltakt der Behörden hatte die "Salpeterei" im 18. Jahrhundert ihr Ende.

Die Erinnerung an die beiden Freiheitskämpfer Hans und Marie Wasmer wird durch ihre Fansetsfiguren heute noch wach gehalten. Und immer zur Fasnet singt man auch ihr Lied, das der St.Blasier Dichtermusiker Bernhard Steinert 1958 schrieb:

"De Gaudihans und d'Marie,
die machet Larifari.
Er hät e trochni Röhre
un Sie e wüeschte Schnöre.
Gaudi hi ! Gaudi do !
Marie, loß de Hans jetz goh,
Gaudi hi ! Gaudi do !
Marie, jetz isch d Fasnet do."
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