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Eine Unterrichtsstunde in Narretei
Michaela Böhler und Viktor Skirtac von der Narrenzunft erklären Grundschülern in St. Blasien die Tradition der Fastnacht.

bz 11 02 2012 fag
Was ist Fastnacht und was passiert da? Zwei Mitglieder der Narrenzunft „der Gaudi-Hans“ St. Blasien haben Grundschüler der Fürstabt-Gerbert-Schule in die Tradition eingeführt. Foto: Sebastian Barthmes

ST. BLASIEN. Freizeit statt Schule – welchem Schüler fällt da die Wahl schwer. Wollen aber verkleidete Narren die (kleinen) Schüler aus den Händen ihrer Lehrer "befreien", kann das auch schief gehen. Deshalb besuchen Mitglieder der Narrenzunft die Grundschule und erklären den Schülern, was Fastnacht bedeutet, was an den sechs närrischen Tagen passiert.
Das Vorbild der Fastnachtsfigur Gaudi-Hans in St. Blasien hat es wirklich gegeben: Über die Geschichte der örtlichen Zunft wurden die Grundschüler auch in die Geschichte der Region entführt, in die Zeit, als die Salpeterer gegen die Klosterherren aufbegehrten. Dieser Johannes Wasmer – so hieß die historische Figur – hat auch mal hohe Herren eingesperrt und er war bekannt für seine Besuche in den Wirtshäusern. Und der Steckbrief, der später erstellt wurde, um ihn zu fangen, könnte die Beschreibung der heutigen närrischen Kleidung sein, einschließlich der Saublodere.

Michaela Böhler war selbst einmal Schülerin der Fürstabt-Gerbert-Schule. Von klein auf sei sie Mitglied der Narrenzunft, erinnert sie sich. Dass sie heute vor Schülern auftritt, um die Fastnacht zu erklären, hätte sie früher nie gedacht. Aber es ist notwendig: Während zu ihrer Zeit als kleine Schülerin viele Klassenkollegen selbst Mitglied der Zunft waren, melden sich heute nur noch wenige Schüler, die entweder in St. Blasien, Menzenschwand oder auch in Häusern Narrensamen sind.



Man müsse also schon erklären, was da in einer Woche passieren wird, weiß sie. Und die Lehrer sind froh, dass die Narren zu Besuch kommen. Konrektorin Elisabeth Bernhard erinnert sich an kritische Momente: Kinder hätten auch schon Angst bekommen und ihre Lehrer mit aller Kraft verteidigt. Auch ein Häs sei dabei schon beschädigt worden.

Bei einem Versuch der Narren, die Schüler zu befreien und die Lehrer "abzuführen" hätten die Kinder sogar einmal Barrikaden gebaut und die Pädagogen beschützt. Und wenn die Lehrer dann weg waren, fehlte manchem Erstklässler plötzlich die wichtige Bezugsperson. Michaela Böhler und ihr Begleiter Viktor Skirtac präsentieren die Fastnacht deshalb als fröhliche Tradition, bei der niemandem etwas passiert. Und nach einer Stunde wissen die Schüler: Häs nennt man die Kleidung und unter der Maske des Gaudi-Hans und der Gaudi-Marie stecken freundliche Männer und Frauen. Und den großen Umzug gibt es am Fasnetmändig und nicht am lustigen Montag oder gar am Rosenmontag, wie einige Kinder vermuteten. Das Gaudilied von Bernhard Steinert konnten die Jungen und Mädchen am Schluss auch schon singen. Und sie wissen jetzt: Wenn die Narren sie am schmutzige Dunschdig befreien wollen, können sie wegen ihrer Maske nur wenig sehen. Sie werden also nicht zu wild um sie herum toben oder gar am Häs zerren und in den Korb greifen – versprochen. Mit einem durch die Flure hallenden "Gaudi-Hi – Gaudi-Do" wurden die freundlichen Narren schließlich verabschiedet. Diesen freundlichen Maskenträger werden die Lehrer sicher gerne übergeben.

Quelle : Badische Zeitung
Autor : Sebastian Barthmes
Datum : 11.02.2012

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